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von Hans Immanuel Herbers


Mittwoch, 6. Juni 2012

Piraten mit Schießübungen?

Gut - ich hab das erst für einen Scherz im Kaliber Rollenspielszene gehalten und es gab genug Mails, die zu lesen etwas viel geworden wäre. Aber nun ist mir der Spaß gründlich vergangen. Zu einem "piratigen Vorderladerschiessen" werden wir da eingeladen. Und ich finde das Ganze unerträglich. Warum?



Das Hin und Her zum Thema Waffensport gabs schon genug in den Mailinglisten der Piraten - das finde ich hier auch eher unwichtig.

Das Hin und her dazu, dass die tatsächlich signifikante Gemeinsamkeit bei Amokläufen in Schulen nicht etwa Counterstrike war sondern die Verfügbarkeit von Schusswaffen durch sorglose Schießvereine und schießbegeisterte Eltern wäre ein zweites Thema, dass dort auch anklang. Aber auch das treibt mich noch nicht dazu, hier einen neuen Threat zu eröffnen.

Mir geht es vor allem um zwei Punkte:
1. Hier versucht eine Produktlobby, die Piratenpartei für ihre Lobbyarbeit zu missbrauchen.
2. Parteiveranstaltungen mit Schusswaffenübungen sind nicht erst seit den unsäglichen Wehrsportgruppen ein absolutes No-Go.

zu beiden Punkten:

1. Waffenlobby und Piraten

Das ging wohl unter - oder anderen ging es wie mir, dass sie das Ganze übersehn haben in der Flut der Mails auf der NRW-Liste. Ich bedanke mich bei Slash für die Links: Tarzun twittert am 15. Mai: "Ups. Als AG getarnte Waffenlobbyisten bei Piraten" . Obwohl die Vertreter dieser Gruppe hier in unserem Landesverband das dann wortreich dementieren, haben Tarzun und Slash die Fakten gut belegt:

- Die AG findet sich hier: "AG Waffenrecht"
- Darunter als Berliner Kontaktperson Cathy aka Katja Triebe. Die wiederum firmiert als Piratin im Piratenwiki und als Lobbyistin der Waffenhändlerlobby bei "Prolegal".
- Der Geschäftsführer des Waffenhändlerverbandes ist Ernst Bader aus NRW, der sich uns präsentiert als Lobbyvertreter und Pirat in der besagten AG.
- Mit wem dieser Waffenverband verbunden ist, beschreibt er selber - kurz gesagt all die Unternehmen, die am möglichst freien Schusswaffenverkauf profitieren.

Was uns diese Waffenlobby nahebringen will, sagt sie in bemerkenswerter Offenheit in ihrem Flyer. Ich kann Grumpy (Marc Olejak, NRW-Abgeordneter) nur zustimmen, der schreibt am 15.05. auf unserer ML: "Habe das bis dato noch nicht so wirklich verfolgt - aber der Flyer geht gar nicht!" Nun verweist Marc Schieferdecker, NRW Sprecher der AG, darauf, dass der Flyer ja nur piratenintern gedacht ist. Wenn das alles aber rein intern sein soll passt das nächste nicht:
Dass das ganze Teil einer Strategie ist, bei der mit dem guten Namen der Piratenpartei Lobbyarbeit gefördert werden soll, zeigt sich an dem eigenen Twitteraccount - so ein Account dient eben der Öffentlichkeitsarbeit. 

Eine AG der Piratenpartei kann nicht verlängerter Arm der Waffenlobby sein. Sowas kennen wir aus den USA, wo die Krake Waffenlobby die Parteien fest im Griff hält - und prolegal unterstützt bei uns Verhältnisse wie in den USA, und das in Zusammenarbeit mit der amerikanischen NRA.


2. Piratenveranstaltung mit Schießübungen

Nun läd diese AG zu einem Schießturnier für Piraten ein -  und da hört es bei mir endgültig auf. Demokratische Parteien veranstalten aus gutem Grund keine Schießübungen - andere leider sehr wohl:

- Wer sich gegen Neonazis engagiert wird sich an die unseligen Wehrsportgruppen erinnern. Anderen empfehle ich zumindest Wikipedia dazu.  Der bekanntesten "Wehrsportgruppe Hoffmann" wurde 1980 durch Verbot als verfassungsfeindliche Organisation ein Ende gemacht.
- Auf der Linken wird gern vergessen die "Gesellschaft für Sport und Technik", die auch über Waffensport den DDR-Militarismus in der Gesellschaft verankern sollte.

Dass demokratische Parteien sich nicht bewaffnen, sollte nicht weiter erklärt werden müssen. Wahl- und Straßenkämpfe der Weimarer Republik fanden bewaffnete Organisationen von Rechts (SA, Stahlhelm) und Links (Roter Frontkämpferbund) sowie als ebenso bewaffnete Abwehr auf Seiten demokratischer Parteien, u.a. der SPD,  die "Eiserne Front". Eine Lehre aus diesen Zeiten ist, dass Parteien sich unter gar keinen Umständen mit Waffenspielen beschäftigen dürfen.

Es tut mir leid, wenn viele nun denken ich koche hier etwas Unwichtiges auf. Soweit, wie die Aktivitäten der Waffenlobby innerhalb (!) unserer Piratenpartei gekommen sind, kann ich das nicht mehr für unwichtig halten. Ich hoffe darauf, dass die Schwarmintelligenz der Piraten sich von diesem Treiben deutlich distanziert und dass Derartiges nicht mehr unter dem Label "AG der Piratenpartei" betrieben werden kann.

5 Kommentare:

  1. Dieser Text war das Start-Posting eines Threats in den Piratenlisten NRW und Bund. Ich war allerdings selber überrascht, dass derartige Massen an Reaktinen dort kamen. Auch der "Spiegel" berichtet darüber in der heutigen Ausgabe.

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  2. Wenn ich dieses rumgeheule lese wird mir kotzübel! Alles ist okay solange es mit IT zu tun hat oder linksideologisch ist. Alles andere hat laut vielen die für mich KEINE Piraten sind nichts in der PP verloren - was für mich bedeutet: Es sollen Bürgerrechte beschnitten werden um die eigene Angst zu beruhigen aus der Unfähigkeit heraus sich zu informieren und neutral an ein Thema mit Fakten (belegbar) heran zu gehen! Solche Piraten sind genau der Grund warum ich nicht Mitglied bin und wohl auch nicht werde. Dieses links/grüne Gutmenschenallesverbietertum das bei der PP Einzug gehalten hat im letzten Jahr wird auch der Untergang für die PP sein!

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  3. @ Anonymer Nutzer: Es geht schlicht um den Kern der Sache: "Eine AG der Piratenpartei kann nicht verlängerter Arm der Waffenlobby sein."

    Nichts mit Verbietertum - aber transparente Verhältnisse bitte.

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  4. Ach du irrer Pfarrer... hau ab mit deinem Kirchen-Lobbyismus. Verpiss dich, dich will keiner, siehe LPTNRW, wo dich kein Schwein haben wollte. Verstehst du das Problem jetzt, wenn ich das mal so spitz formuliere?

    Lappen.

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  5. Die Art persönlicher Angriffe, die ich in Mailinglisten der Piratenpartei erlebe seit ich diese AG Waffenrecht und den Lobbyverband Prolegal kritisiere. Vorzugsweise anonym (wie hier) oder mit unidentifizierbaren Pseudonymen. Die Form der Angriffe spricht für sich.

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